SAFARI
- jacqueline1909
- Jun 12, 2015
- 6 min read
Man sagt: Reisen erweitert den Horizont. Aus diesem Grund nutze ich die Schulferien, um innerhalb eines Monats den Osten und Süden Tansanias und anschließend Sambia zu erkunden.
Mit deutschem Besuch im Gepäck beginnt die Tour im 1000 km entfernten Arusha, einer der größten Städte Tansanias und gleichzeitig die Mitte zwischen dem nördlichsten und südlichsten Punkt Afrikas. Sie ist der Ausgangspunkt für unsere 3-tägige Safari in drei verschiedene Nationalparks.

Der TARANGIRE-NATIONALPARK spiegelt für mich das typische Bild eines afrikanischen Nationalparks wieder. Eine scheinbar unendliche Ebene soweit das das Auge reicht. Die zwischenzeitliche Trockenperiode lässt die Gräser allmählich welken, doch die Elefanten finden noch genug zu fressen.
Nicht weit entfernt tummeln sich Giraffenherden unter Akazienbäumen. Hin und wieder lassen sich DikDiks blicken, eine kleine Antilopenart, die ihr Leben bis zu ihrem Tod gemeinsam als Paar bestreiten. Sobald einer der Lebenspartner stirbt, lässt der Tod des anderen nicht lange auf sich warten. Das nenne ich wahre Treue. Ihre etwas größeren Verwandten, die Impalas, kann man wesentlich häufiger am Wegesrand erspähen.

Völlig in ihre Nahrungssuche vertieft überqueren 3 Warzenschweine den Weg und scheinen dabei überhaupt nicht zu bemerken, dass sie beobachtet werden. Im ganzen Park verstreut stehen Leberwurstbäume (ihre Früchte erinnern tatsächlich daran) und zum Teil hunderte Jahre alte Baobab-Bäume oder auch Affenbrotbäume genannt. Einer afrikanischen Legende nach wollten sie sich von allen anderen Bäumen abheben, indem Gott sie schöner und größer schaffen sollte. Gott bestrafte ihre Nörgeleien, indem er sie aus der Erde herausriss und mit der Krone zuerst in die Erde pflanzte, sodass ihre Wurzeln gen Himmel ragten. Ohne Laub erwecken sie tatsächlich den Anschein, dass die Legende wahr sein könnte. Als wir bei Sonnenuntergang den Park verlassen, machen wir noch einen Fund, auf den wir den ganzen Tag über gewartet haben. Ein paar Löwen schlummern im hohen Gras und lassen ab und zu ihren Kopf oder eine ihrer Pfoten blicken. Auf den letzten Metern passieren wir eine Horde von Straußen und Affen, bevor wir unseren Campingplatz erreichen.
In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages machen wir uns auf den Weg zum LAKE MANYARA-NATIONALPARK, der besonders bekannt für seine Baumlöwen ist. Der trübe Vormittag drückt ein wenig die Stimmung im Auto. Auch die Tiere lassen sich im Dickicht des Dschungels kaum blicken. Doch der Nachmittag verspricht Besserung. Sobald sich die Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke kämpfen und das Gebiet etwas mehr Einsicht gewährt, beobachten wir riesige Gruppen von Pavianen, die auf den Bäumen herumtollen, fressen, sich gegenseitig das Fell durchsuchen und sich wild durch die Gegend jagen. Je weiter wir uns nach Süden bewegen, desto übersichtlicher und öder wird die Landschaft. Ein einsames Gnu liegt in unmittelbarer Nähe einer Büffelherde. Nicht weit davon entfernt marschiert eine Herde Zebras am Hippopool vorbei, in dem sich die Nilpferde vor der heißen Sonne verstecken. Als wir das Ufer des Lake Manyara erreichen, erstreckt sich vor uns ein rosaroter Teppich an Flamingos, die auf Nahrungssuche sind und dabei durch das flache Wasser waten. Auch die Giraffen haben sich an den pflanzenarmen Strand gewagt und „posen“ vor einer wunderschönen Kulisse. Abseits des Sees, wo die Vegetation wieder üppiger wird, fressen weitere Giraffen genüsslich an ihren Akazienbäumen.

An den Hot Springs erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Tagestour. Hier, direkt am westlichen Steilhang des Ostafrikanischen Grabenbruchs wird das Wasser auf seinem Weg durch verschiedenes Vulkangestein erhitzt. Der sodahaltige Manyarasee bietet hier ein beliebtes Plätzchen für Nilpferde und verschiedene Vogelarten. Auf unserem Rückweg passieren wir noch einmal ein bestimmtes Gebiet, das uns das Highlight des Tages beschert. Trotz intensiver Observationen haben wir keinen Erfolg mit unserer Raubtiersuche auf den Bäumen des Nationalparks. Als wir die Hoffnung schon allmählich begraben, stoppt unser Fahrer, da er in einer weit entfernten Baumkrone etwas entdeckt hat – ein Leopard. Leoparden sind sehr scheue Tiere, die sich nur ungern zeigen, weshalb wir an dieser Stelle besonders leise und bedacht agieren müssen. Mit dem Fernglas behalten wir die Raubkatze abwechselnd im Auge. Doch was ist das? Ein zweiter Leopard versteckt sich hinter den Ästen und Blättern. Wie wir erfahren haben wir großen Glück! Nur für ca. 5 Tage, während der Paarung, leben Leoparden als Paar. Anschließend trennen sich ihre Wege wieder, denn sie sind bekannte Einzelgänger.
Obwohl wir keinen Baumlöwen erspähen können, kehren wir am Ende des Tages glücklich und völlig erschöpft von den konzentrierten Beobachtungen nach Mto Wa Mbu („Fluss der Mücken“), ein Dorf, in dem sich alle Kulturen des Landes treffen, zurück.

Unser letzter Safaritag führt uns in die NRORONGORO CONSERVATION AREA, in der noch heute viele Masai leben. Bevor wir hinunter in den von vielen verschiedenen Tieren bewohnten Krater fahren, schlagen wir unsere Zelte direkt an seinem Rand auf. Der sagenhafte Ausblick lässt nur erahnen, welches Leben sich dort unten tummelt. Steile Wände, die bis zu 600m in die Höhe ragen begrenzen den im Durchmesser gerade einmal 19 km großen NGORONGORO-KRATER. Was von oben noch als schwarze Flecke erscheint, nimmt im Krater selbst tausende verschiedene Gestalten an.

Als erstes treffen wir auf Zebras, kurze Zeit später auf Thomsongazellen, Gnus, Tüpfelhyänen.

Und das nach gerade einmal 15 Minuten.
Plötzlich bemerken wir eine Gruppe von Fahrzeugen, die sich um einen Schauplatz versammeln. Und da steht er in voller Pracht, so wie ich ihn aus „Der König der Löwen“ in Erinnerung habe – Simba (Swahili für „Löwe“). Doch womit ist er da beschäftigt? Er liegt nicht etwa auf der Lauer, um in der nächsten Minute ein Gnu oder Ähnliches anzufallen, dafür sind eh die Weibchen zuständig. Er vergnügt sich mit einer Löwendame!

Der Geschlechtsakt dauert nur wenige Sekunden dafür wird er um so häufiger wiederholt und zwar alle 15 Minuten. Und das ganze 5 Tage lang! Für die Nahrungssuche bleibt während dieser Periode keine Zeit. Da ist es nur verständlich, dass die Löwen auf der faulen Haut liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Übrigens: Falls das Männchen keine 5 Tage durchhält, wird es gnadenlos verjagt und durch einen Kontrahenten ersetzt. Als wir auf die Spitze des ehemaligen Berges fahren, die in den Krater hinein gesunken ist, holen wir noch einen Anblick nach, den wir am Vortag verpasst haben – ein Baumlöwe. In diesem Nationalpark ist dies zwar nicht gewöhnlich aber kommt dennoch vor.

Als wir schon zu unserer Picknickpause aufbrechen wollen, entdeckt unser Fahrer etwas Besonderes. Was für uns aus weiter Entfernung wie ein Büffel aussieht, entpuppt sich in Wirklichkeit als Nashorn. Nun sind sie komplett, die Big 5 - Büffel, Nashorn, Nilpferd, Elefant und Leopard - wir haben sie alle gesehen. Voller Freude machen wir uns mit etwas Verspätung auf in die Mittagspause, obwohl man es kaum als Pause bezeichnen kann. In Gesellschaft vieler Nilpferde, die sich in ihrem Pool tummeln und nur ab und zu etwas mehr als nur Nase, Augen und Ohren blicken lassen, geht die Beobachtung weiter. Nicht dass dies unsere einzigen Gefährten wären. Als kleinen Verdauungsspaziergang machen wir noch einen Abstecher zur Zebraherde, die in unmittelbarer Umgebung grast.

Das Naturschauspiel, dass sich auf dieser ebenen Fläche zeigt ist atemberaubend. Nirgendwo sonst habe ich zuvor so viele Tiere (vor allem diese Arten an Tieren) auf so engem Raum erlebt. Die geringe Vegetation im Innern ermöglicht einen schier endlosen Blick über die Kraterebene. Da ist es fast ungewohnt den Krater durch ein kleines Waldgebiet zu verlassen, in dem wir noch Warzenschweine, einen Seval und Paviane finden. Einige Meter weiter verhindert ein Riese fast unsere Weiterfahrt, da er beschlossen hat von den Straßenbäumen zu fressen. Ganz genüsslich zupft der Elefant die Blätter vom Baum und lässt sich durch unsere Anwesenheit gar nicht beirren.

Kurze Zeit später rasen wir fast in einen Büffel hinein. Die Herde mit vielen Jungtieren hat sich direkt am Kurvenausgang postiert und ist durch die Böschung verdeckt. Aus nächster Nähe können wir noch einmal den Anblick dieser gefährlichen Spezies genießen. Als wir unser Camp erreichen ist unsere 3-tägige Safari fast zu Ende, aber nur fast...
Völlig gedankenverloren warten wir am Kofferraum unseres Jeeps, um unsere Sachen auszuladen. Als ich in die großen Augen der anderen schaue und einen Blick hinter mich wage, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ein ausgewachsener Elefant hat sich auf unseren Campingplatz verirrt. Er steht ca. 5 m vor mir und wir blicken uns direkt in die Augen. Mein erster Instinkt sagt mir Handy zücken und Foto schießen aber wie aus weiter Entfernung höre ich nur: „Run! Into the car!“ Nun ja, das Tier zählt nicht um sonst zu den Big 5. Vor lauter Adrenalin vergesse ich ganz die Tür zu schließen, zu sehr fasziniert mich diese hautnahe Ansicht. Doch zum Glück erinnert mich jemand daran. Nach wenigen Sekunden nimmt das Spektakel ein Ende, der Elefant driftet ab, er sucht den Wassertank. Für den Rest des Abends haben wir viel zu erzählen, denn wer von uns ahnt in diesem Moment schon, dass es noch besser wird? Kurz nachdem alle ihr Mittagessen verspeist haben, versammelt sich eine Gruppe Neugieriger am Fenster. In der Dunkelheit zwischen den Zelten blitzen Büffelaugen auf. Die Toilettengänge und das Schlafengehen müssen bis auf weiteres verschoben werden. Die Aufregung über diesen Besuch hat sich noch nicht ganz gelegt, als auf der anderen Seite wieder unser Elefant auftaucht. Wahrscheinlich ist er immer noch durstig. Nur mit Taschenlampe, wachen Augen und äußerster Vorsicht trauen wir uns letztendlich doch in unsere Zelte zu schlüpfen. Mitten in der Nacht werde ich wach. Schuld daran ist nicht etwa ein laut schnarchender Nachbar, sondern das Schmatzen des Büffels, der das Gras neben unserem Zelt scheinbar als besonders appetitlich erachtet. Aber nein, warum denn ausgerechnet jetzt? Ich muss auf die Toilette! Erst warte ich so lang es geht ab, öffne dann todesmutig den Reißverschluss des Zeltes und checke alle Seiten gründlich ab – die Luft ist rein. Und nichts wie ab geht es im Marschschritt aufs stille Örtchen.
Mit so einem aufregendem Abschluss unserer Safari haben wir nicht gerechnet.
Komentáře