top of page

WEIHNACHTEN IN BUKOBA

  • jacqueline1909
  • Dec 24, 2014
  • 4 min read

Von vielen Seiten kam die Frage: Wie feiert ihr eigentlich Weihnachten? In diesem Blogeintrag möchte darüber berichten... Zu Weihnachten gehörten bei mir bisher meine Familie, Schnee, Kälte, Plätzchen, Kartoffelsalat, Würstchen, Weihnachtsmärkte, Glühwein, heißer Kakao, geschmückte Häuser und Straßen, Adventskalender, Weihnachtsmänner, Weihnachtsmusik, Kaminfeuer, Wollsocken, Läden, die schon ab Oktober Weihnachtswaren verkaufen, Adventskränze, Tannenbäume, Geschenke, Weihnachtsfeiern... Eine ganze Menge, wie ich gerade feststelle. Weihnachten beginnt bei uns wohl so früh, damit vor Heiligabend alles erledigt ist!? Dieses Jahr ist Weihnachten anders...

IMG_20141222_154119.jpg

Die erste Weihnachtspost schreibe ich im November, doch meine Weihnachtsstimmung liegt noch in weiter Ferne. Für weihnachtliche Gefühle ist es einfach zu warm. Obwohl Bukoba in einer der kühleren Regionen Tansanias liegt, sinken die Temperaturen tagsüber selten unter 20°C. Zudem fehlt der Stadt der weihnachtliche Glanz, wie ich ihn aus vielen Städten und Dörfern Deutschlands kenne. Hier und da werden bereits geschmückte oder noch kahle Plastikweihnachtsbäume verkauft. In einigen Geschäften hängen bunte Girlanden und Blumenketten. Von manchen Straßenecken ertönt Weihnachtsmusik und in den Elektroshops blinken Merry Christmas LED's. So wie es scheint lautet das Motto: 'Je bunter, desto besser'. Doch weihnachtlich fühlt es sich für mich nicht an.


IMG-20141224-WA0016.jpg

Wenn schon draußen nichts Weihnachtliches zu spüren ist, dann soll wenigstens die heimatliche Kultur Einzug in unser Haus erhalten. Glücklicherweise denken Eltern stets mit, sodass wir über viele Geschenke und Pakete nicht nur mit sämtlichen Dekoartikeln, sondern auch mit Plätzchen, Lebkuchen, Schokolade, Stollen und sogar mit einem Weihnachtsmenü bestehend aus Klößen, Rotkohl und Apfelmus versorgt werden. Während der Adventszeit verwandelt sich unsere WG in das weihnachtliche Zuhause, das ich sehnlich vermisse: Lichterkette, Adventskranz, Tannenbaum, Adventskalender, Kerzen, ein Adventscafé mit Glühwein, Plätzchenbacken, Weihnachtsmusik. Schwerfälliger als sonst steigt meine Weihnachtsstimmung täglich um ca. 1%.


IMG_20141221_135536.jpg
IMG-20141201-WA0002.jpg






Um den dritten Advent verbringe ich eine Woche in Mwanza, einer ca. 500 km entfernten Stadt, die etwas größer als Bukoba ist. Auf den Straßen zeigt sich ein ähnliches Bild aber ich habe das Glück in einer tansanischen Familie zu wohnen und erhalte daher Einblick hinter die Hausfassaden. Meine Enttäuschung ist groß, als ich sehe, dass innerhalb der 4 Wände nichts an Weihnachten erinnert. So schwindet meine Weihnachtsstimmung wieder von Tag zu Tag und erfährt erst zurück in Bukoba wieder einen kleinen Aufschwung. Je näher Weihnachten rückt (und damit meine ich die Woche nach dem 4.Advent), desto mehr rührt sich in der Stadt... Die Straßen sind voll mit Autos, Pikipikis, Fahrrädern und Menschen. Es bildet sich Stau an Stellen, die normalerweise vor Platz strotzen. Viele kehren aus weiter Ferne zurück in die Heimat, um Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen. Hübsch gekleidete Frauen füllen die Friseurläden und kommen freudestrahlend im neuen Look wieder heraus. Auf dem Markt herrscht ein riesiges Getummel, um die fehlenden Zutaten für das Festmahl zu besorgen.

IMG_20141219_132028.jpg

Die Fleischer arbeiten im Akkord und schneiden je nach Bestellung ein Stück des hängenden Rindfleisches ab. Menschen laufen mit lebenden Hühnern durch die Straßen oder lassen es in Windeseile vom Verkäufer an Ort und Stelle rupfen. Ganz besonders beliebt sind ebenso Gewürze, sodass ich in den letzten Tagen oft damit beschäftigt war einem Freund, der diese verkauft, beim Eintüten zu helfen. Ein richtiges kleines „Familienunternehmen“ :)


IMG_20141224_133320.jpg

Die Zeit bis Heiligabend vergeht rasend schnell. Für den 24.12. organisieren einige deutsche Mitfreiwillige eine Weihnachtsfeier für die Straßenkinder, mit denen sie in ihren Projekten arbeiten. Gegen Mittag treffen sich alle geladenen Gäste und OrganisatorInnen in dem festlich geschmückten Saal. Nach Geschenken für die Kinder, tänzerischen Einlagen, Vorstellungsrunden und kurzen bis langen Reden unterschiedlicher Personen beginnt der Weihnachtsschmaus mit Ndizi (Kochbanane), Reis, Pilau (gewürzter Reis), Süßkartoffeln, Bohnen, Dagaa (Sardinen), Senenne (Grashüpfer), Fleisch und Obst.

Gegen 5 Uhr nachmittags, nachdem die Weihnachtsfeier beendet und die letzten Geschenke eingepackt und unter den Baum gelegt sind, beginnt der gemütliche Weihnachtsabend in der WG mit Kerzenschein, Tee, Plätzchen, Zimtschnecken, Lebkuchen, Marzipankartoffeln... Traditionell wie auch bei mir zu Hause folgen Spielerunden, bevor anschließend gegen 9 Uhr abends das Weihnachtsessen serviert wird (Klöße, Rotkohl & Gulasch). Vollgefuttert packen wir nach sämtlichen Runden Flaschendrehen unsere Wichtelgeschenke und Päckchen von den Liebsten aus der Heimat aus. Voller Euphorie folgen Freudestänzchen. Für die Tansanier ist am 25.12. Weihnachten. Viele von ihnen feiern in Discos und Bars in diesen Tag hinein. Wir hingegen entscheiden uns für den gemütlichen Part, packen bei Nacht Decken, Kakao, Kekse und Feuerholz zusammen und machen uns auf den Weg zum Strand, an dem wir unser Weihnachten mit einem besinnlichen Lagerfeuer ausklingen lassen. Irgendwie klingt es komisch, wenn ich sage: Das beste an Weihnachten war, dass die Sonne nicht geschienen hat. Aber so hat es sich mit dem kühlen Schmuddelwetter vor der Tür ein bisschen mehr nach Heimat und Weihnachten angefühlt. Der 25.12. sollte für mich vollkommen anders beginnen. Ganz nach tansanischem Vorbild möchte ich um 8 Uhr den Weihnachtsgottesdienst besuchen. Da es draußen wie so oft in Strömen regnet, liege ich stattdessen bis Mittag im Bett, schwelge in Erinnerungen an den gestrigen Tag und schreibe meinen Blog. Laut Aussagen einiger tansanischer Freunde wird Weihnachten jedoch nicht sonderlich pompös gefeiert. Zwar sitzt die Familie bei einem Festmahl zusammen und es gibt hier und da ein paar Geschenke, diese beschränken sich meist jedoch auf neue Kleidung. Anschließend zieht es die meisten raus auf die Straße, in eine Bar, ein Restaurant oder zu Freunden, um gemeinsam den Tag zu zelebrieren. Wir bereiten uns lieber auf die lang ersehnte Reise nach Sansibar vor. In diesem Sinne... FRÖHLICHE WEIHNACHTEN und einen GUTEN RUTSCH INS NEUE JAHR!!!

 
 
 

Comentários


© 2023 by NOMAD ON THE ROAD. Proudly created with Wix.com

  • b-facebook
  • Twitter Round
  • Instagram Black Round
bottom of page